Fouriers Theoreme sind in technisch implementierter Form in unserer medialisierten Alltagswelt allgegenwärtig und spielen nicht nur in der Akustik eine große Rolle. Der Siegeszug seiner Theorie erschütterte althergebrachte Weltbilder: Welt konnte nicht mehr statisch gedacht werden. Prozesshaftigkeit, Flüchtigkeit und Periodizität wurden die Leitmotive einer neuen Wissenschaft, in der die naturwissenschaftlich-mathematischen Theorien damit begannen, in bisher unbekanntem Maße operativ zu werden. So lieferte Fourier auch den theoretischen Hintergrund für das Mediendispositiv der Neuzeit: die Analogmedien des 19. Jahrhunderts operieren genauso in der Frequenz wie die digitalen Medien des 20. Jahrhunderts.

Auch Norbert Wiener und Claude Shannon, die Väter von Kybernetik und Informationstheorie, machten sich Fouriers Theoreme zunutze und mit der Entwicklung von diskreter und schneller Fourier Transformation (DFT und FFT) wurden Fouriers Methoden im digitalen Bereich schließlich zu einem mathematischen Universalwerkzeug mit scheinbar unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten. Die enorme Zeitersparnis bei komplexen Rechenoperationen ließ zudem jene medientechnische Mikrozeitökonomie, die sich bereits mit den elektronischen Analogmedien etablierte hatte, ein weiteres mal eskalieren: In den Laufzeiten heutiger Simulationsalgorithmen überschlägt sich die Realzeit tausendfach. Zukunft lässt sich nunmehr mathematisch extrapolieren.

Fourier selbst schlug bereits viele praktische Einsatzmöglichkeiten für seine Theorie vor und war immer am rechnerischen Ergebnis interessiert. Indem er zum einen konkrete Rechenergebnisse einforderte und dem zum anderen eine infinitesimale Mathematik zugrunde legt, oszilliert seine Theorie gleichsam zwischen den beiden Seiten ihrer eigenen Gleichungssysteme: zwischen Ort und Bewegung, konkretem Ergebnis in endlicher Zeit und infinitem Prozess.

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