Erschienen in Plateau. Zeitschrift für experimentelle Kulturanthropologie. Nr. III, Berlin 2007, S. 78-93; www.sine-causa.com.
Der Text beschreibt die Entwicklung von den frühen Überlegungen Leonard Eulers zur Reproduktion der menschlichen Stimme über die Sprechmaschinen der mechanischen Künste im 18. Jahrhundert und Chladnis Klangfiguren, in deren Folge sich die Akustik als Disziplin entwickelte, bis hin zu Helmholtz gelungener Vokalsynthese auf der Basis von Fouriers mathematischen Theoremen.
Damit bewies Helmholtz nicht nur empirisch deren Richtigkeit, sondern legte mit seiner »Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik« auch den Grundstein für ein neues Verständnis von Klangfarbe und musikalischer Harmonie. Nebenbei revolutionierte er das Verhältnis zur Wahrnehmung und dem Sinnesapparat. Seine Resonanztheorie des Hörens legte nahe, dass das Ohr Fourieranalyse in Echtzeit betreibt und komplexe Schwingungen nach mathematischen Regeln dekodiert.
Mit dem erfolgreichen Einsatz von Fouriers Theorie in der Akustik begann sich schließlich das von Fourier propagierte Weltbild in der wissenschaftlichen Praxis immer mehr durchzusetzen. Auf seiner Basis entstanden die ersten neuzeitlichen medientechnischen Apparaturen. Der von Euler eingeforderten Realität des Mathematischen folgte eine konkrete Realität des Technologischen, in der die Kodierungen der technischen Medien nicht mehr auf semantischer sondern nunmehr auf materieller Ebene stattfanden.
Interessant ist, dass es die menschliche Stimme war (oder genauer die Vokale), deren Analyse und Reproduktion die wissenschaftliche Gemeinde über ein Jahrhundert lang in Atem hielt und an der sich schließlich Fouriers Theoreme als eine Grundlage der modernen Physik beweisen ließen.